Vorbeugende Massnahmen

Die wirkungsvollste Art um sich vor einem Burnout Syndrom zu schützen ist nach wie vor immer eine rechtzeitige und konsequente Vorbeugung. Der erste Schritt ist eine gründliche Situationsanalyse: Welche Umweltbedingungen sind belastend? Welche eigenen Bedürfnisse und Ziele wurden vernachlässigt? Welche Fähigkeiten blieben unterentwickelt? Welche Vorstellungen sind unrealistisch? Welche Glaubenssätze und Denkmuster sind wenig funktional ja hinderlich? Welche Informationen fehlen? und Wo lässt sich mit dem besten Aufwand/Nutzenverhältnis etwas ändern - vor allem ein Stück Autonomie, also Freiheit für sich selber wiedergewinnen?

Diese Analyse sollte folgende Bereiche umfassen:

Einsatz: Als erstes muss man sich der Möglichkeit bewusst sein, dass das "Ausbrennen" jeden treffen kann. Den Einsatz deshalb dosieren und damit die Kräfte langfristig schonen. Zu grosses (Über-)Engagement am Anfang birgt immer eine Erschöpfungsgefahr in sich - früher oder später, je nach individuellem Kräfte-Reservoir und entsprechenden Arbeitsbedingungen.

Beruf: Im Weiteren muss man klären, ob der jetzige Beruf tatsächlich der "Jugendtraum" war. Oder ob man ihn eigentlich nie angestrebt hat, nur "hineingerutscht" ist oder gar hineingezwungen wurde. Sich darüber klar werden, heisst zwar schmerzliche Erkenntnisse hinzunehmen, bedeutet aber auch keinen Illusionen mehr aufzusitzen.
Gesunde Lebensführung ist ein ungelöstes Problem. Zum einen ist die Gesundheit das kostbarste Gut und deshalb stets ein vorrangiger Wunsch. Doch die Realität sieht anders aus. Das Praktizieren fällt schwer:

Ausreichender Schlaf: Diese an sich selbstverständliche Forderung wird häufig nicht vom individuellen Bedarf, sondern von den psychosozialen Bedingungen bestimmt. Damit droht ein schleichendes Schlaf- bzw. Regenerationsdefizit, insbesondere ab den mittleren Lebensjahren (in jungen Jahren wird der Raubbau lange nicht realisiert). Ein ausreichendes Schlafquantum, das vom Organismus und nicht von äusseren Zwängen diktiert wird, ist eine der wichtigsten Massnahmen zur Vorbeugung von Verschleisserscheinungen im Allgemeinen und das Burnout Syndrom im speziellen.

Körperliche Behandlungsmassnahmen sind zur körperlichen und sogar seelischen beziehungsweise psychosomatischen Kräftigung durchaus erfolgreich, wenn man erstens keine Sofortwirkung erwartet und sich zweitens wenigstens zu einer mittelfristigen Präventionsstrategie durchringen kann. Dazu gehören - je nach Symptombereichen - Schulter- und Nackenmassagen, Kneippsche Anwendungen, medizinische Bäder mit entsprechenden Zusätzen oder Thermalbäder.

Körperliche Aktivität: Sport oder gar Leistungssport, ja sogar riskante Sportarten sind derzeit "in". Leider ist das aber nicht das, was der Organismus benötigt, um seine Reserven wieder aufzufüllen. Gefordert ist regelmässige körperliche Aktivität in vernünftigem Mass und nicht kurzfristige und schubartige Überaktivität. Dazu gehören tägliche Spaziergänge, Gartenarbeit, Velofahren, Schwimmen, Gymnastik und Fitness. Wenn immer möglich sollte dies in der Natur stattfinden, weil wir uns Menschen in ihr am besten erholen.

Gesunde Ernährung: Dazu gibt es eine gewaltige Literatur und ständig neue Empfehlungen. Doch die Regeln sind eigentlich simpel: Über-, aber auch Untergewicht vermeiden; Rückkehr zu Vollkornprodukten und faserreicher Ernährung (Müsli), hoher Anteil an Früchten und Gemüse, möglichst in roher Form; Einschränkung raffinierter Produkte und Konserven.

Genussmittel: Alkohol und Kaffee in Massen, Nikotin meiden. Keine Rauschdrogen; eigentlich selbstverständlich, aber die Realität sieht anders aus!

Entspannungstechniken: Aktive Strategien um sich zu Entspannen. Dazu gehören Autogenese Training, Yoga, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und andere. Man sollte sie lernen bevor man sie braucht und anschliessend regelmässig einsetzen bzw. trainieren.

Hobbys: Ganz wichtig ist die Pflege von Hobbys und sonstigen Tätigkeiten ausserhalb des Berufs. Das gilt als Selbstverständlichkeit, doch auch hier sieht die Wirklichkeit anders aus. Jeder spricht von seinen Hobbys, doch nur eine Minderheit praktiziert sie so, dass sie einen hilfreichen Stellenwert im Alltag einnehmen. Die häufigste Entschuldigung ist bekannt: keine Zeit, der Beruf und sonstige Verpflichtungen lassen es nicht zu. Ihr Beruf ist kein Hobby und kann es auch nicht sein!

Zwischenmenschliche Kontakte: Diese sollte man regelrecht pflegen! Auch das ist ein Punkt, der viel zu wenig beachtet bzw. nicht ernst genommen wird. Das betrifft nicht nur Nachbarn, Bekannte, Freunde, sondern sogar den engeren Familienkreis: Eltern, Partner, Kinder. Letzteres wird noch am ehesten eingesehen. Doch auch die anderen Kontakte sind wertvoll. Denn zwischenmenschliche Beziehungen auf jeder Ebene schützen vor dem "Ausbrennen". Das sieht zwar jeder ein, doch bei immer mehr Menschen kommt es durch die berüchtigte Stress-Spirale zum "leisen Einschlafen der Beziehungen", nicht zuletzt im Freundes- und Nachbarkreis. Man muss sich einmal selber beobachten: Nur wenn man "gut drauf", ausgeschlafen, zufrieden, voller Dynamik usw. ist, sucht und vor allem steht man den zwischenmenschlichen Kontakt auch befriedigend durch. Müde, matt, abgeschlagen, unzufrieden, missgestimmt, deprimiert geht man ihm eher aus dem Weg. Kontakt braucht nicht nur Zeit, sondern auch Kraft. Also geht er verloren, wenn man dauern "gestresst" und überfordert ist.