Therapien der posttraumatischen Störungen
Frühinterventionen, die Stunden bis Tage nach dem potentiell traumatischen Ereignis einsetzten, sollten aus heutiger wissenschaftlicher Sicht nach den Prinzipien der psychosozialen Unterstützung angeboten werden. Bei Individuen mit starker Symptomausprägung wird die psychosoziale Betreuung spezifisch durch fachpsychologische Interventionen unterstützt. In der Schweiz gibt es hierzu die Empfehlungen und Richtlinien des Nationalen Netzwerks für Psychologische Nothilfe (NNPN).
Aus psychiatrischer Sicht erscheint es wichtig darauf hinzuweisen, dass in den ersten 24-48 Stunden nach Trauma auf die Gabe von Schlaf- und Beruhigungsmitteln aus der Substanzgruppe der Benzodiazepine gänzlich verzichtet werden sollte. Diese verstärken in diesem Zeitabschnitt das Trauma-Gedächtnis und verschlechtern wahrscheinlich die Langzeitprognose. Alternativ können zur Beruhigung und zum Schlafen trizyklische Antidepressiva verabreicht respektive verschrieben werden.
Die Behandlung von Anpassungsstörungen sollte sich nach der Hauptsymptomatik ausrichten. Im Besonderen haben sich kognitiv-verhaltenstherapeutische Kurztherapien als hoch effektiv erwiesen.
Auch für die sich erst später abzeichnenden posttraumatischen Belastungsstörungen haben sich vor allem unterschiedliche verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Behandlungsmethoden als hoch effektiv erwiesen. Wissenschaftlich haben drei unterschiedliche Psychotherapieverfahren ihre Wirkung vollumfänglich nachweisen können:
Prolonged Exposure nach Foa,
Kognitive Verhaltenstherapie z.B. nach Ehlers und Clark, sowie
Eye Movement Desensitizing and Reprocessing (EMDR) nach Shapiro
Zwei weitere Verfahren sind daran eine wachsende und gute Evidenzlage hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auszuweisen:
Narrative Expositionstherapie und Brief Eclectic Psychotherapie nach Gersons.
Vergleichbare Wirkung konnten in klinischen Studien auch medikamentöse (psychopharmakologische) Therapien mit neuen Antidepressiva vom Typ der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, nachweisen.
Wegen der hohen Selbstheilungstendenz, raten wir Ihnen sich erst dann zu einer Therapie zu entschliessen, wenn die Symptome länger als ein Monat anhalten.