Reaktionen auf schwere, potentiell traumatische Belastungen

Diese Störungen unterscheiden sich von den übrigen psychischen Stresserkrankungen nicht nur aufgrund der Symptome und des Verlaufs, sondern auch durch das Vorhandensein von ein oder zwei ursächlichen Faktoren: ein aussergewöhnlich belastendes Lebensereignis, das eine akute Belastungsreaktion hervorruft, oder eine besondere Veränderung im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation geführt hat und eine Anpassungsstörung hervorruft. Obwohl weniger schwere psychosoziale Belastungen ("life events") den Beginn und das Erscheinungsbild auch zahlreicher anderer Störungen auslösen und beeinflussen können, ist ihre ursächliche Bedeutung doch nicht immer ganz klar. In jedem Fall hängt sie mit der individuellen psychischen Verletzlichkeit (Vulnerabilität) zusammen, das heisst die Lebensereignisse sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten und die Art der Krankheit zu erklären.

Im Gegensatz dazu entstehen die hier folgend beschriebenen Störungen immer als direkte Folge einer akuten schweren Belastung oder eines kontinuierlichen länger andauernden Traumas. Das belastende Ereignis oder die andauernden Lebensumstände sind primäre und ausschlaggebende Kausalfaktoren. Das bedeutet, dass die Störung ohne ihre Einwirkung nicht entstanden wäre. Die Erkrankungen dieses Abschnittes können insofern als Anpassungsstörungen bei schwerer oder kontinuierlicher Belastung angesehen werden, welche erfolgreiche Bewältigungsstrategien verhindern und aus diesem Grund zu Problemen der sozialen Funktionsfähigkeit führen.

Nun die gute Nachricht zu aller erst: Die meisten Menschen reagieren vorübergehend auf traumatischen Stress und erleben Veränderungen wie Unruhe, Schlaflosigkeit, Aggressivität, Albträume, Blockiertheit und Ängste. Solche Reaktionen sind die Regel! Aber sie klingen bei den meisten Betroffenen mit der gleichen Regelhaftigkeit auch wieder innert einigen Tagen bis Wochen ab. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er traumatische Ereignisse verarbeiten kann, auch wenn uns insbesondere die Medien oft etwas anderes Glauben lassen wollen. - Dennoch können bei einer kleinen Minderheit von Betroffenen unterschiedliche posttraumatische psychische Erkrankungen auftreten.